„Wer nicht auf den Sohn hört, wird niemals das Leben finden; er wird dem Zorngericht Gottes nicht entgehen“ (Joh 3,36 GNB). Wie passt dieser Vers zusammen mit der Lehre, dass eines Tages Gott den gesamten Kosmos versöhnen wird?
Um diesen Vers besser verstehen zu können, müssen wir verschiedene Aspekte anschauen. Zuerst schauen wir uns den Vers in einer Urtext-treuen Bibelübersetzung an:
„Wer an den Sohn glaubt, hat äonisches Leben; wer aber gegen den Sohn widerspenstig ist, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm“ (Joh 3,36 Konkordantes Neues Testament).
Oft wird Leuten, die an die Allversöhnung glauben, vorgeworfen, dass sie Gottes Zorn und sein Gericht nicht ernst nehmen und ausklammern. Das ist gewiß wahr für manche, aber sicher nicht für den Großteil. Der Großteil der modernen Literatur über Allversöhnung nimmt die Bibelverse über Gottes Zorn und sein Gericht sehr ernst und zeigt, dass die Sprache von Zorn und Gericht kein Widerspruch zur Lehre der Allversöhnung darstellt.
In Joh 3,36 geht es um zwei Gruppen an Menschen. Die erste Gruppe glaubt an Jesus Christus und die zweite Gruppe widersetzt sich ihm. Die erste Gruppe hat das äonische Leben (αἰώνιος ζωή = „ewige Leben“) und die zweite Gruppe ist von diesem äonischen Leben getrennt und steht unter dem Zorn Gottes.
Was ist das äonische Leben?
Besonders im Johannesevangelium geht es bei dem Begriff „ewiges Leben“ mehr um die Lebensqualität als um ein Leben von endloser Dauer (Vorgrimler 2008:182). Menschen, die Jesus gehorchen, haben das äoinische Leben. Das bedeutet sie haben ein neues Leben welches vom Königreich Gottes und den Werten des Reiches geprägt ist. Dieses äoinische Leben ist keine zukünftige Realität, sondern beginnt im jetzt und hier (Joh 3,36; 5,24; 6,47). Das äonische Leben steht im Gegensatz zu einem Leben, was von den Mächten dieser Welt bestimmt ist.
Joh 17,3 (ZB): Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzig wahren Gott, erkennen und den, den du gesandt hast, Jesus Christus.
Das äonische Leben ist dadurch gekennzeichnet Gott zu kennen. Es ist ein Leben geprägt davon, Gott besser kennenlernen zu wollen und mit ihm gemeinsam zu leben.
Geht es in Joh 3,36 um die Gegenwart oder um die Zukunft?
„Wer an den Sohn glaubt, hat äonisches Leben…“ Dieser Satz steht im Präsens und nicht im Futur. Jeder Mensch der zu Jesus gehört hat das äonische Leben im hier und jetzt. Es ist das neue Leben welches wir durch Christus geschenkt bekommen, ein Leben geprägt vom Königreich Gottes, welches bereits hier in dieser Welt beginnt.
Logischerweise hat jeder der nicht zu Christus gehört dieses äonische Leben nicht! Wer nicht zu Christus gehört, sieht dieses äonische Leben nicht und „…der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“
Was ist der Zorn Gottes?
Wir beantworten diese Frage ausführlich HIER, deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung:
Das Alte und das Neue Testament sind konsistent. Gottes Zorn, sein richtendes Handeln, besteht darin, die Menschen den Konsequenzen ihrer Taten hinzugeben. Er lässt die Menschen ihren selbstzerstörerischen Weg gehen. Diese Übergabe ist ein Akt der Liebe, um Menschen zur Besinnung zu bringen und sie wiederherzustellen und kein Akt der Rache oder Handeln aus unkontrolliertem Zorn heraus. Gottes Gericht und sein Zorn sind ein Ausdruck seiner Liebe und ultimativ nicht retributiv (vergeltend), sondern restorativ (wiederherstellend).
Was bedeutet der Vers?
Was bedeutet dies nun alles? Der Vers stellt klar, dass alleine in Jesus Rettung ist. Nur wenn wir ihn kennen, können wir äonisches Leben haben, Leben in Fülle. Ohne Jesus sind wir gefangen und verloren in unserer Selbstsucht. Ohne Jesus sind wir Sklaven der dunklen Mächte. Ohne Jesus stehen wir unter der Macht des Todes. Alleine Jesus kann uns von diesem Zustand retten.
Dieser Zustand bleibt bestehen, bis eine Person Buße tut und Jesus als Herrn annimmt. Es ist kein ewiger Zustand, sondern ein Zustand bis zur Errettung dieser Person. Gottes Endgericht wird jeden Menschen zur Buße führen. Mit Wahrheit, ohne Zwang und Gewalt, wird er jedes Knie dazu bringen sich freudig vor ihm zu beugen und ihn als Herrn zu bekennen. HIER gibt es mehr Informationen zu Gottes wiederherstellender Gerechtigkeit.
Was sagt Johannes noch in seinem Evangelium?
Diese Auslegung passt zu anderen Stellen in den Schriften des Johannes, welche klar auf eine Allversöhnung hindeuten.
Er, der nie etwas Unrechtes getan hat, ist durch seinen Tod zum Sühneopfer für unsere Sünden geworden, und nicht nur für unsere Sünden, sondern für die der ganzen Welt (1 Johannes 2,1-2 NGÜ)
Ein weiterer Grund für unsere Gewissheit ist der:` Wir haben gesehen und können bezeugen, dass der Vater seinen Sohn als Retter der Welt zu uns gesandt hat;( 1 Johannes 4,14 NGÜ)
Jesus: „Ich aber werde über die Erde erhöht werden und werde dann alle zu mir ziehen.“ (Johannes 12,32 NGÜ)
Am nächsten Tag kam Jesus zu Johannes. Als dieser ihn kommen sah, rief er: »Seht, hier ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt! (Johannes 1,29 NGÜ)
»Wir haben ihn jetzt mit eigenen Ohren gehört und wissen, dass er wirklich der Retter der Welt ist.« (Johannes 4,42 NGÜ)
Jesus: „Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.“ (Johannes 12,47 LUT)
Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen. (Johannes 1,9 SLT)
Denn so hat Gott die Welt (griechisch: „Kosmos“) geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt (der Kosmos) durch ihn gerettet werde. (Joh 3,16-17, SLT)
Fazit:
Rettung ist alleine in Jesus. Nur bei ihm finden wir ewiges (äonisches) Leben. Dieses beginnt hier in dieser Welt und reicht in die Ewigkeit. Aber Gottes Liebe und seine Gnade haben kein Ende. Er wartet mit offenen Armen, bis selbst die letzte verlorene Person zu ihm umkehrt. Und wenn dieser Zeitpunkt kommt, dann erfüllt sich Gottes Wille: das gesamte Universum wird unter Christus vereint sein (Eph.1,9-10), der gesamte Kosmos wird mit Gott versöhnt sein (2 Kor 5,19; Kol 1,19-20), alle Menschen werden zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1 Tim 2,4), Gott wird sich aller erbarmen (Röm 11,32), Jesus wird alle Menschen zu sich ziehen (Joh 12,32), sein Licht wird jeden Menschen erleuchten (Joh 1,9), Jesus wird der Retter der ganzen Welt sein (Joh 4,42) und die Wiederherstellung aller Dinge (griechisch: apokatastasis) wird vollendet sein.
Bibliografie:
Vorgrimler, H. (2008). Ewiges Leben. In Neues Theologisches Wörterbuch (Neuausgabe, p. 182). Herder.
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